Wunder von BernHintergrund /  Bedeutung
 

 Geburtsstunde der Bundesrepublik
 

Der Politologe Arthur Heinrich spricht im Zusammenhang mit dem Weltmeisterschafts- Sieg von 1954 von "der wahren Geburtsstunde der Bundesrepublik". Der sportliche Erfolg befreite Deutschland aus der gesellschaftlichen Isolation. Das stets zitierte "wir- sind wieder- wer"- Gefühl der deutschen Nation war geboren. 

Triumphaler Empfang der Berner Helden. 

 

Eine ähnliche Interpretation legt der Historiker Joachim Fest vor: der 04.Juli 1954 sei das eigentliche Gründungsdatum der Bundesrepublik. Allerdings ist die nationale Wirkungsweise dieses sportlichen Erfolges umstritten. Von einem Wiedererstarken des nationalsozialistischen Nationalgefühls spricht eine Seite, eine andere von einer optimistischen Aufbruchstimmung der Nation. Insbesondere das Absingen der ersten, der alten "Deutschland, Deutschland über alles"- Strophe der deutschen Nationalhymne der Schlachtenbummler im Wankdorf- Stadion ließ die erste Meinung aufkommen. Die Begründung für diesen Umstand ist aber viel banaler: als die Nationalhymne gespielt wurde, wussten die deutschen Fans doch nicht, welcher Text zu singen war. Da sie die "alte" Strophe zur Zeit des Dritten Reichs nun eingehend gelernt hatten, stimmten sie eben diese an, ohne damit weitere, gar politische Zwecke verfolgen zu wollen.

 

 Aufbruchstimmung

  

Unbestritten dürfte sein, daß das Wunder von Bern eine mentale Aufbruchstimmung in der Bundesrepublik erzeugt hat, wie kein Sportereignis je zuvor oder später. Das Verhalten der (erfolgreichen) Herberger- Elf war in jeder Hinsicht vorbildhaft. Mannschaftsgeist, Einordnung in das Kollektiv, Fleiß, Siegeszuversicht und vor allem Disziplin in wohl jedem Bereich waren für Herberger die entscheidenden Eigenschaften.

Noch heute gelten diese Umstände im Bereich der Sportreportage als deutsche Tugenden. Der Vizeweltmeistererfolg in Korea und Japan 2002 hat wohl zur Wiederbesinnung auf diese Tugenden beigetragen, ein (vormals von Presse und Öffentlichkeit geforderter) Paradigmenwechsel hin zum "ästhetischen" Fußball nach Vorbild der Franzosen (zumindest der aus den Jahren 1998 bis 2000) wurde nicht vollzogen. Wie die Ergebnisse der Weltmeisterschaft 2002 darlegen wohl zu recht.

Die Leitmotive der Herberger- Mannen zumindest waren Vorbild für das gesamte deutsche Volk der 50er Jahre. Das Wirtschaftswunder hätte kaum ohne diese Tugendhaftigkeit stattgefunden. Auch das kollektive Erlebnis, daß zumindest der sportliche Erfolg dem Nachkriegs- Deutschland ein wenig Aufmerksamkeit zukommen ließ, gilt als beachtenswerte Folge des 54er WM- Sieges.

 

  
 Integration
 

Neben dem im positiven Sinne zu verstehenden "wir- sind- wieder- wer-" Gefühl wird dem Titelgewinn von 1954 ein weiteres Attribut zugeschrieben. "Man hatte das Gefühl, wieder in die Völkervereinigung aufgenommen zu werden. Man hatte das Gefühl, dass man einem wieder Respekt entgegenbringt, das hat uns gut getan". So die Erinnerungen des heutigen DFB- Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder. Man fühlte sich als Deutscher wieder mehr in die Welt integriert, wie es wohl zu recht nach dem Zweiten Weltkrieg zunächst nicht der Fall war. 

 
 

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